„Porz am Montag“ präsentiert in lockerer Reihenfolge bekannte und unbekannte Persönlichkeiten, die im Kölner Stadtbezirk Porz wohnen, wirken, sich zu Hause fühlen. Unser Lokalredakteur Gottfried Paffrath hat mit einer Frau gesprochen, die einen nicht alltäglichen Beruf ausübt, Marion Barz.
Vita:
· Jahrgang: 1977
· Geburtsort: Lindlar
· Wohnort: Porz
· Beruf: Steinmetzmeisterin
· Familienstand: verheiratet
1. Frau Barz, Sie sind Steinmetzmeisterin. Ist das nicht eigentlich ein Beruf, der den starken Männern vorbehalten ist?
Das ist grundsätzlich so zu sehen. Sowohl in meiner Gesellenzeit als auch in der Meisterschule waren wir gerade einmal zwei Mädels in der Männerdomäne. Inzwischen gibt es aber technische Erleichterungen, die den Frauen zugutekommen. So arbeiten wir beispielsweise mit Pressluft und zum Transportieren von schweren Steinblöcken gibt es die entsprechenden Hebekräne. Außerdem bin ich eine starke Frau.
2. Ihr inzwischen verstorbener Vater Manfred Barz hat den Betrieb vor 35 Jahren gegründet. Hat er Einfluss auf Ihre Ausbildung genommen?
Mein Vater war dafür verantwortlich, dass ich den Beruf gewählt habe. Im Übrigen hat auch meine ältere Schwester in diesem Metier gelernt. Ich habe mir schon früh vorgenommen, mein eigener Chef zu werden. So hat mein Vater dafür gesorgt, dass die Übernahme des Betriebes mit einer fachlich fundierten Aus- und Weiterbildung verbunden ist.
3. Haben die männlichen Kollegen Sie in der Ausbildung akzeptiert?
Na klar, die Jungs haben mich nicht nur akzeptiert sondern in hohem Maße auch unterstützt. Das dokumentiert auch die Tatsache, dass ich der Liebling der Lehrer war. In meiner Gegenwart haben sich alle männlichen Kollegen äußerst diszipliniert verhalten, was dem Ablauf des Unterrichts zugutekam.
4. Nach Ihrer Gesellenzeit waren Sie die jüngste Steinmetzmeisterin in Nordrhein-Westfalen. Wie
haben Ihre Kunden darauf reagiert?
Mein Vater hat das bei unseren Kunden immer positiv und voller Stolz herausgestellt. Es gab aber auch meist ältere Kunden, die sich nicht vorstellen konnten, dass eine zierliche Frau diesen Beruf ausüben kann. Ich habe sie vom Gegenteil überzeugt.
5. Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit und welche beruflichen Ziele haben Sie?
Den Schwerpunkt meiner Arbeit sehe ich in der Gestaltung von Grabsteinen und -anlagen auf den Friedhöfen. Außerdem gehören die Erstellung von Gartenbrunnen und seit neuestem auch der Verkauf und Einbau von Speicheröfen aus Speckstein zu unseren Kompetenzen. Die einzigartige Brenntechnik der Twinfireöfen mit ihrem effektiven Zwei-Flammen-System begeistert mich sehr. Um unseren Kunden das Basismaterial Stein näher zu bringen, biete ich in der Zukunft Workshops an, in denen Interessenten die Möglichkeit geboten wird, eigene Erfahrungen mit dem Material Stein zu erleben. Für den einen ist es ein Erfolgserlebnis, etwas für die Ewigkeit zu erschaffen, für den anderen ein Ventil zum Stressabbau.
6. Sie gestalten unter anderem Grabmale. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung der Friedhofskultur?
Diese Entwicklung macht mir sehr viel Sorge. Anonyme Gräber sind ja meist von den Verstorbenen selbst gewollt, weil man den Angehörigen die Grabpflege ersparen möchte. Die Hinterbliebenen allerdings brauchen einen individuellen Ort zum Trauern. Grabpflege bedeutet oft Trauerarbeit. Schauen Sie sich einmal die Gräber von tödlich verunglückten jungen Menschen an. Fast täglich sind Freunde am Grab, schmücken dieses und die Erinnerung an die Verstorbenen bleibt. In Gesprächsrunden zwischen Interessierten, dem örtlichen Pfarrer und Bestattern erlebe ich ständig, dass die Anonymität einer Bestattung oft falsch verstanden wird.
7. Von Ihrem Vater haben Sie ein spannendes Hobby übernommen, das Züchten von Waldvögeln. Was
verbirgt sich hinter dieser Freizeitbeschäftigung?
Ja, von meinem Vater habe ich eine Zuchtanlage mit Innen- und Außenbereich übernommen. Ich züchte Vogelarten, die in der Wildnis sehr selten sind. Mein Lieblingsvogel ist übrigens das Rubinkehlchen.
8. In Porz findet regelmäßig die Ornithea statt, eine Ausstellung von vielen interessanten gefiederten Exemplaren. Wann können die interessierten Besucher diese Ausstellung wieder sehen?
In diesem Jahr feiert der Vogelverein Porz sein 50-jähriges Jubiläum. Gerne möchten wir in diesem Jubiläumsjahr wieder eine attraktive Ausstellung organisieren. Die Ausstellung erfordert von den Mitgliedern sehr intensive Vorbereitungen. Sobald Termin und Ort festgelegt sind, wird der Verein die Öffentlichkeit entsprechend informieren.
9. Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Die Familie und Freunde stehen im Fokus der leider gering bemessenen Freizeit. Mit Wellness und neuerdings beim Schwimmen möchte ich mich körperlich fit halten.
10. Was bedeutet Ihnen Porz?
Porz ist der Mittelpunkt meines täglichen Lebens. In Porz bin ich aufgewachsen und fühle mich hier tief verwurzelt. Besonderen Charme macht für mich aber auch der Vorstadt-Charakter aus. Die Nähe zur Natur, wie die Wahner Heide, zur Großstadt Köln, und doch kennt man beim Gang zur Post deinen Namen.
Porz bedeutet für mich Heimat.
Vielen Dank für das Gespräch.